Bevor Kompaktanlagen den Markt bestimmten, waren die sogenannten HIFI-Türme das Maß aller Dinge. Ihre Blütezeit erlebten sie in 90er Jahren und waren lange Zeit das Non-Plus-Ultra der Stereo-Anlagen.
Die Pioneer Anlage die ich vor mir hatte, bestand aus folgenden Komponenten:
- Verstärker M-J410
- Tuner / Vorverstärker CX-J410
- CD-Player PD-JX510
- Doppel Tape Deck CT-J410WR
Das Tape Deck ist neben der üblichen DOLBY B/C Rauschunterdrückung auch mit einer HX-PRO Funktion ausgestattet. HX steht dabei für "Headroom eXtension" und ist kein Rauschunterdrückungssystem im eigentlichen Sinne, sondern erweitert die Höhenaussteuerbarkeit. Vorgestellt wurde das System 1982 von Bang & Olufsen, ein Jahr später von DOLBY als HX-PRO vermarktet. Eine einfache Beschreibung:
Höherwertige Tape Decks erkennen die Bandsorte (Chrom, Metall) automatisch. Dabei wird die Vormagnetisierung passend für das Band automatisch eingestellt. Hohe Töne im Musiksignal wirken dabei ebenfalls wie eine Vormagnetisierung. Diese addiert sich dann zur voreingestellten Vormagnetisierung. Somit wird das Band nicht optimal genutzt und verschlechtert zudem die Aufnahmequalität im Hochtonbereich deutlich. Ein HX-PRO-System misst nun ständig diesen Hochtonanteil und passt die Vormagnetisierung entsprechend an. Optimal ist dieses System bei geringen Bandgeschwindigkeiten, also speziell bei Kompakt-Kassetten.
Und genau um dieses Tape-Deck wollte ich mich kümmern, denn ein Laufwerk war laut Fehlerbeschreibung ohne Funktion.
Der Ausbau der Laufwerke gestaltete sich einfach. Mehrere Schrauben im Bereich der Frontblende, Frontblende demontiert und ich hatte die Laufwerke vor mir.
Nach dem Öffnen des linken Decks war auch der Fehler schnell lokalisiert: Ein gerissener Antriebsriemen, der sich um den Capstan-Motor gewickelt hatte.
Ursache auch hier die sogenannte Riemen-Pest. Also alle Gummireste entfernt und eine ausgiebige Reinigung aller Bauteile.
Nach kurzer Zeit wurde alles wieder komplettiert, 2 neue Rundriemen aufgezogen und die eigentliche Reparatur war erledigt. Jetzt wurden noch alle Bauteile im vorderen Bereich gesäubert, also Andruckrollen, Tonkopf und Hebemechanismus und das Laufwerk konnte wieder montiert werden.
Obwohl das rechte Laufwerk nicht beanstandet wurde, wollte ich es mir noch anschauen. Es war ja auch schon ausgebaut.
Dass die Entscheidung richtig war, zeigte sich als ich den Rundriemen für die FRW / REV-Funktion demontierte. Er riss sofort, als ich die Pinzette ansetzte. Also war auch hier die Riemen-Pest am Wirken. Dementsprechend gab es auch hier den vollen Service inklusive 2 neuer Riemen.
Schön zu sehen, dass das rechte Laufwerk die Record-Funktion besitzt (Löschkopf vor dem Tonkopf), während das linke Laufwerk eine reine Play-Funktion hat.
Zu guter Letzt bekam die Frontabdeckung noch eine Wellness-Kur in Form von Kunststoffreiniger und Politur und dann konnte alles wieder zusammengebaut werden.
Der Funktionstest beider Laufwerke verlief erfolgreich, so das die Reparatur damit abgeschlossen war.
Am Ende war auch dieses Tape Deck bereit für ein zweites Leben.