Wenn man denkt, man hat alles erledigt, kommt irgendetwas dazwischen. Immer. Murphys Gesetz sei Dank.
In diesem Fall war es also die Anzeige-Platte für die Bandlänge, die plötzlich dunkel war.
Beim Einstellen der Bandzugregelung hatte ich das Gerät mehrmals bewegt, aber mechanisch sollte das an der Platine nichts bewirken. Eine erste optische Kontrolle zeigte keine Auffälligkeiten. Alle Drähtchen waren dran, keine kalte Lötstelle o.ä. Also Schaltplan raus.
Dort zeigte sich, das die Anzeigeplatte ihre Signale von der sogenannten Zählerplatte erhielt. Eine Platine auf der Rückseite des Gerätes, bestückt mit vielen ICs. Einen Fehler auf dieser Platine konnte ich fast ausschließen, da alle Segment-Anzeigen dunkel waren. Auch die vom Zählrad angetriebene Geberscheibe drehte sich. Diese wiederum wird von 2 um 90° phasenverschobenen Opto-Gabelkopplern abgetastet. Also wieder die Optokoppler?
Beim Messen an der Anzeige-Platte leuchtete diese plötzlich auf. Was war passiert? Ich war mit der Lötstelle des blauen Drahtes an das Gehäuse gekommen. War das die Ursache? Ein weiterer Blick in den Schaltplan brachte dann Licht ins Dunkel:
Der blaue Draht ging an Pin 9 von Stecker ST723 und war der gemeinsame Minus für alle Segmentanzeigen. Der Minus kam von der Zählerplatte vom Transistor T723. Wurde dieser angesteuert, schaltete er auf Masse und die Anzeigen leuchteten.
Eine Messung an der Basis von T723 ergab, das dieser gar nicht angesteuert wurde. Im Schaltplan sah ich dann, das die Ansteuerung weiter über die Laufwerks-Steuerung durchgeschaltet wurde. An diesem Punkt aber schon mit "Geschwindigkeitskontrolle" beschriftet.
Von dort ging es weiter bis zur Tonmotor-Platine. Hier kam also das ursprüngliche Signal her:
Läuft der Capstan-Motor wird über die Transistoren T1307 und T1308 dann Transistor T723 angesteuert, der letztendlich die Masse für die Anzeige-Segmente durchschaltet. Kann man so machen. :-)
Eine erste Messung an Pin 4 von Bu1301 auf der Tonmotor-Platine ergab keine stabilen Werte. Nun sind vermaschte Netze nicht gerade meine Stärke, aber so um die 14-18V hatte ich schon erwartet. Die Diode D1307 im Pfad hatte ich schon getauscht, blieben also nur T1307 und T1308 übrig. Denn der Capstan drehte sich mit dem neuen Riemen fantastisch, es sollte also etwas zu messen sein.
Zum Glück war die Tonmotor-Platine frei zugänglich. Die stark schwankenden Spannungswerte konnte ich bis zum T1307 zurück verfolgen. Eine Leiterbahn-Unterbrechnung lag nicht vor, das konnte ich mit der Lupen-Brille ausschließen. Also den Verdächtigen gefunden?
Der Transistor wurde ausgelötet, durchgemessen und für i.O. befunden. Also wieder rein und neue Lötpunkte gesetzt. Eine Messung an Pin 4 ergab dann einen stabilen Wert von 20V!
Gerät umgedreht und siehe da: Die Segmentanzeigen leuchteten auf!
Insgesamt hat mir die Suche nach einer kalten Lötstelle einige Stunden Arbeitszeit und viele Nerven gekostet. Jetzt bleibt also nur noch die Geschwindigkeitseinstellung und der Frequenzabgleich. Das sollte zu schaffen sein. Aber warten wir ab, Murphys Gesetz und so.
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