Einer der wohl bekanntesten Mono-Radiorekorder der DDR stand diesmal auf meinem Tisch. Ein R4100.
Viele Erinnerungen meiner Generation sind mit diesem Gerät verbunden: Camping, Baggersee oder das Überspielen von selbstaufgenommenen Kassetten. Meistens lange dafür gespart oder vom Jugenweihe-Geld gekauft. Schließlich lag der Verkaufspreis damals bei ca. 1.100,- DDR-Mark.
Produziert wurde das Gerät übrigens ab 1979 vom VEB Stern Radio Berlin als Nachfolger des R4000.
Das Radio ist mit einem UKW-Band von 87,5 bis 104 MHz, zwei Kurz- und einem Langwellen-Band sowie einer automatischen Scharfabstimmung (UKW AFC) ausgestattet. Zusätzlich zum eingebauten Mikrofon, gibt es einen externen Mikrofonanschluss, einen TA/TB-Anschluss, eine Buchse für eine Auto-Antenne und die Möglichkeit einen externen 4 Ohm-Lautsprecher anzuschließen.
Weiterhin gibt eine Batteriekontrolle, die über die Pegelanzeige dargestellt wird und bei diesem Gerät bereits als LED-Kette ausgeführt ist. Dazu noch getrennte Tiefen- und Höhenregler, wobei der Höhenregler gleichzeitig zur manuellen Aussteuerung bei Bandaufnahmen dient.
Alles in allem eine top Ausstattung für die damalige Zeit und deshalb aus so begehrt.
Das Gerät auf meinem Tisch hatte auch schon bessere Zeiten gesehen und stand vermutlich viele Jahre irgendwo im Keller oder Gartenlaube. Ziemlich eingestaubt, das Kassettenteil ohne Funktion und die Skalenverstellung war fest. Zeit für eine Revision.
Die Hauptplatine kann zudem über ein Kunststoffscharnier aufgeklappt werden.
Die Ursache für die festsitzende Skalenverstellung war schnell gefunden: Der Scheibentrimmer.
Hier träufelte ich mit einer Spritze etwas Nähmaschinenöl auf die Welle und ließ es über Nacht einwirken. Das wiederholte ich 2mal. Danach konnte ich den Trimmer wieder bewegen. Zusätzlich wurden alle beweglichen Teile des Seilzuges ebenfalls mit Feinöl behandelt.
Jetzt war der Kassettenblock an der Reihe. Neben dem eigentlichen Service mussten auch 2 Riemen getauscht werden. Auch hier zeigte sich die Wartungsfreundlichkeit des Gerätes. Mehrere Schrauben gelöst, ein Kabel an der Reglerplatine vom Motor abgelötet und man konnte die gesamte Platine zur Seite klappen.
Zum Austausch des Capstan-Riemens musste das Stehlager und der Lagerwinkel oberhalb des Schwungrades demontiert werden. Eigentlich keine große Sache, wenn da nicht diese kleinen Federn wären, die gerne mal im Nirvana verschwinden, wenn man nicht aufpasst. Fummelarbeit halt.
Da schon alles ausgebaut war, wurden noch die Lager von Schwung- und Capstanrad geölt und die Funktion der Tastenschieber überprüft. Die Vorlauf-Taste rastete nicht ein und so wurde die Aussparung der Raste mit der Feile etwas nachbearbeitet.
Abschließend wurde auf dieser Seite noch alles gereinigt und einige Stellen, bei den die Tastenschieber mit dem Kunststoffrahmen in Berührung kamen, dezent mit etwas Schmierung versehen. Auch alle Taster und Umschalter wurden dezent gereinigt. Dann kam die andere Seite dran.
Hier gab es mehrere Baustellen. Zunächst wurde der Vorlaufwickel abgenommen. Darunter befinden sich Schleifkontakte. Von der Motorplatine wird ständig die Drehzahl des Wickel überprüft. Bleibt dieser während der Aufnahme / Wiedergabe stehen erfolgt die Bandabschaltung, z. Bsp. wenn das Band am Ende ist. Also alles gereinigt und die Schleifer etwas nachgebogen.
Das Zurückspulen erfolgt über das sogenannte Rücklaufrad (roter Kreis) und einen zweiten Riemen, der auf den Rücklaufwickel wirkt. Zum Riementausch musste also einiges ausgebaut werden, einschließlich einiger Federn und kleiner Sprengringe, die ich so mag. Zudem zeigte sich ein weiteres Problem:
Foto: Google-Suche
Der Gummi vom Rücklaufrad löste sich auf. Auch die dünnen Ränder des Rades zeigten bereits Risse. Ein separates Ersatzteil war nicht aufzutreiben. Auch ein Ersatzring war nicht zu finden. Nicht gut.Zunächst entfernte ich die Gummireste vorsichtig. Das Rad wurde gereinigt und die Seitenränder mit Spezialkleber stabilisiert und über Nacht getrocknet. In meiner Werkzeugkiste fand ich dann einen Satz O-Ringe, der normalerweise als Dichtung in Verschraubungen verwendet wird. Ein Durchmesser passte zum Glück und wurde dann gaaaanz vorsichtig montiert.
Abschließend wurde wieder alles montiert. Dann erhielten Andruckrolle, Ton- und Löschkopf noch etwas Pflege und das Capstanlager bekam auch von dieser Seite etwas Feinöl.
Jetzt sollte ein erster Test des Gerätes erfolgen. Dafür wurde alles provisorisch zusammengebaut. Und wie sich zeigte war das Gerät in einem besseren Zustand als erwartet:
Das Radio funktionierte auf Anhieb. Die Senderwahl war wieder möglich und auf UKW kamen die Sender sauber rein. Auch die AFC-Funktion war gegeben. Die LED-Abstimmung arbeitete, die Klangregler waren ohne Kratzen, die Beleuchtung funktionierte. Alles i.O.
Dann die Testkassette rein: Play, Vorlauf, Aufnahme vom Radio, Aufnahme vom eingebauten Mikro, alles bestens. Nur der Rücklauf hakte. Nach Loslassen der Taste blieb das Laufwerk stehen. Aber die Ursache war schnell gefunden: Ein Federkontakt musste nachgebogen werden. Selbst der provisorische O-Ring tat seine Arbeit. Sauber.
Schon erstaunlich, dass alle Bauteile nach so langer Zeit noch in Ordnung waren. Keine Fehlersuche nach defekten Kondensatoren und Co.
Abschließend wollte ich nur noch den Gleichlauf des Kassettenteils überprüfen. Dazu bastelte ich mir einen Adapter der an die Lautsprecher-Buchse passte.
Testband 3.150 kHz eingelegt und mit dem NAK T-100 Analyzer überprüft.
Zum Schluss alle Gehäuseteile gereinigt und alles wieder montiert.
Noch ein Satz frischer R20-Batterien eingelegt und wieder ist ein Gerät bereit für ein zweites Leben. Am Baggersee oder so.
PROJECT DONE!
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