Endlich hatte ich mal etwas Zeit um mich um mein Equipment zu kümmern. Auf dem Tisch standen ein Paar Lautsprecher-Boxen vom Typ "Quadral allsonic SM90III".
Diese hatte ich vor längerer Zeit fast zum Nullpreis erworben und sollten zum Testen meiner Reparaturgeräte genutzt werden. Äußerlich in einem sehr schlechten Zustand: Abgeplatztes Kunststoff-Furnier, die Kalotten eingedrückt und teilweise die Befestigungen ausgebrochen. Dazu waren jeweils ein Hoch- und ein Mitteltöner ohne Funktion. Zeit etwas zu ändern.
Hier die technischen Daten:
- Nenn- / Musikbelastbarkeit: 60/90 Watt
- Impedanz: 4/8 Ohm
- Frequenzbereich: 44 Hz bis 22 kHz
- Baujahr: Ende der 80ziger Jahre
Zuerst wollte ich mich um den Korpus kümmern. Also wurde Lautsprecher, Dämmwolle, Frequenzweiche und Anschlussterminal demontiert.
Danach wurden alle Befestigungslöcher und ausgebrochenen Bereiche mit Holzspachtel verfüllt und alles fein geschliffen.
Da mir die schwarze Farbe der Boxen nicht gefiel, entschied ich mich das ganze in Nussbaum zu folieren. Das sollte doch einem super Kontrast zu den schwarzen Lautsprechern geben. Und der erste Versuch sah gar nicht so schlecht aus:
Also wurde der restliche Korpus ebenfalls in Nussbaum foliert. Die vordere Kante und die Rückseite wurden als Kontrast mit der Airbrush in mattschwarz lackiert.
Da die original Typenschilder schon arg zerkratzt waren, entschied ich mich diese mit einem Vektorprogramm neu zu designen. Dazu wurden die original Schilder abfotografiert und im Freeware-Programm INKSCAPE als Ebene hinterlegt. Damit konnte ich diese komplett neu erstellen und auf Transfer-Folie übertragen. Anschließend bekamen sie ihren Platz auf den Boxen.
Nachdem der optische Teil abgeschlossen war, wollte ich mich um die Lautsprecher kümmern.
Man findet viele Anleitungen im Netz um eingedrückte Kalotten zu reparieren, u.a. mit Unterdruck über einen Staubsaugeraufsatz. Kann man versuchen, wenn man den Totalverlust riskieren will. Besonders wenn die Kalotte aus stabilen Karton besteht. Ich entschied mich für etwas anderes:
Mit einem Miniatur-Bohrer wurde ein kleines Loch gebohrt, um anschließend mit einer präparierten Büroklammer die Delle zu glätten.
Das kleine Loch wurde dann mit etwas Spezialkleber verschlossen und die Kalotte mit der Airbrush beilackiert. Das sollte reichen.
Nun ging es an die klangtechnische Reparatur, sprich die Frequenzweiche war an der Reihe.
Hier ist diese noch im eingebauten Zustand zu sehen. Eine ganz einfache Passivweiche 1. Ordnung, realisiert mit 2 Kondensatoren und einer Luftspule.
Da keine Unterlagen zur Frequenzweiche aufzutreiben waren, habe ich die Schaltung hier mal skizziert:
Ohne groß in die technischen Details zu gehen: Wir sehen hier einen Hochpass für den Hochtöner, einen Tiefpass für den Tieftöner und einen Bandpass für den mittleren Frequenzbereich, ausgeführt als "Butterworth"-Filter. Typisch für Mehrwegboxen ist dabei, das der Bandpass als Kombination aus Tief- / Hochpass ausgeführt wird. Zudem wird der Mitteltöner verpolt angeschlossen. Das hängt, einfach erklärt, mit der Phasendrehung durch die Weichenbauteile zusammen. Da diese Verpolung original von Quadral so vorgesehen war, wurde es beibehalten. Das ganze sollte später auch messtechnisch noch überprüft werden.
Da die Lautsprecher optisch alle in Ordnung waren, überprüfte ich die Bauteile um den Ausfallgrund zu finden. Und wurde schnell fündig: Bei einer Weiche war der Kondensator des Mitteltöners defekt.
Eine Spule sah aus, als wenn sie ein Azubi kurz vor der Mittagspause gewickelt hatte. Das konnte so nicht bleiben.
Ich entschied mich original Ersatzteile von Intertechnik zu ordern. Bei den Kondensatoren sollten es schwarze Audyn MKTs sein. Optisch und technisch ein Muss.
Abschließend wurde alles wieder zusammengebaut, die verbeulten Schutzgitter gerichtet und in mattschwarz lackiert. Das Ergebnis:
Abschließend wollte ich aber noch einen Frequenztest durchführen. Schließlich interessierten mich die Übergangsfrequenzen der einzelnen Filter. Unterlagen dazu gab es ja nicht.
Als Equipment standen mir die kostenlose "Room Acoustics Software (REW)" und ein Mikrofon von Tonor, Typ TC-777 zur Verfügung. Dieses nutzte ich zur Nachvertonung meiner Videos. Das ist zwar kein kalibriertes Messmikrofon und deckt nur einen Frequenzbereich von 100Hz - 16 kHz ab, aber für eine einfache Messung sollte es genügen.
Bevor die Messung durchgeführt werden konnte, mussten erst alle Geräte kalibriert werden. Das heißt meine Behringer UMC204HD wurde abgeglichen und das Mikrofon musste an die Umgebungsgeräusche angepasst werden. Das ist im REW-Programm ziemlich gut erklärt und geht schnell. Für die Geräusch-Kalibrierung des Mikrofons nutzte ich mein Handy mit einer dB-App. Damit konnte ich den vorhandenen Geräuschpegel im Zimmer an die Software anpassen.
Schön zu sehen, das es sich hierbei nicht um einen reinen Subwoofer, sondern eher um einen "Full Range"-Lautsprecher handelt. Aber wie sahen es bei den anderen beiden Lautsprechern aus? Hier der Mitteltöner:
Hier sieht man sehr gut, dass dieser Lautsprecher ab ca. 1kHz seine Arbeit richtig aufnimmt. Und zum Schluß noch der Hochtöner:
Hier geht es ab 5 - 6 kHz richtig los. Legt man das Ganze dann mal übereinander, kann man die Übergangsfrequenzen des Bandpasses vom Mitteltöner schön erkennen:
Danach liegt die obere Grenzfrequenz bei ca. 6 kHz. Die untere Grenzfrequenz passt dagegen fast genau. Die Abweichung nach oben rechne ich mal meinem Mikrofon an, da es halt kein kalibriertes Messmikrofon ist.
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