Dienstag, 18. April 2023

DENON PMA-790 - Teil 1

Die Oberklasse der Vollverstärker gibt sich die Ehre. Etwas in die Jahre gekommen, aber klangtechnisch der heutigen Generation ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen.


Der PMA-790 besticht besonders durch seinen räumlichen Klang. Dazu kommen super auflösende Höhen und Mitten sowie ein sauberer, aber nicht zu dominanter Bass. Hier spielt der Denon seine Konkurenz wie Marantz & Co locker an die Wand. Freunde von Live-Mitschnitten oder Klassik-Musik kommen hier voll auf ihre Kosten. 

Ermöglicht wird das u.a. durch einen rückkopplungsfreien 0-dB-Leistungsverstärker. Über eine ausgefeilte Technik wird sichergestellt,  dass es keine Signalrückkopplung und Zeitverzögerung gibt, sodass die dynamische Verzerrung, die die Hörqualität beeinträchtigt, unterdrückt wird.

Und speziell Vinyl-Liebhaber würden ihre Freude an diesem Gerät haben. Wurden doch für Moving Coil-Tonabnehmer  die Koppelkondensatoren aus den Signalpfaden vom Eingangs- bis zum Lautsprecheranschluss entfernt, wodurch die Signalübertragungsgeschwindigkeit erheblich verbessert wurde. 



Das sind aber nur einige der Highlights diese Gerätes. Hier noch einpaar technische Daten:

- Dynamikleistung: 2 x 190W (8 Ohm), 2 x 330W (4 Ohm), 2 x 470W (2 Ohm)

- Gesamtklirrfaktor: 0,002%

- Eingänge: 2 x Phono (MM/MC), 2 x Tape, Tuner, DAD / Aux

- Besonderheiten: Subsonic-Filter, Loudness, Copy-Funktion Tape 1- 2

- Gewicht: 20 kg

- Baujahr: 1983-1985

Doch genug geschwärmt. Kommen wir zu den technischen Problemen, meines Kandidaten.

Die Reparatur-Historie beginnt bereits in 2010. Damals wurden einige Transistoren gewechselt und die Schutzrelais bemängelt. Diese sollten damals schon getauscht werden, was aber auf Grund mangelnder Verfügbarkeit nur zu einer Reinigung führte. In 2022 und 2023 wurde mehrmals erfolglos versucht einen Ausfall des rechten Kanals zu lokalisieren. Dazu kam ein lauter "Einschalt-Plopp", unangenehm für jeden Lautsprecher. Zusätzlich löste unregelmäßig eine Sicherung aus und es gab ein starkes Rauschen auf dem Kopfhörerausgang. Auf Grund fehlender Teile seitens des Herstellers wurde das Gerät dann als unreparabel eingestuft. Soweit, so schlecht.

Ich besorgte mir zuerst den Schaltplan des Gerätes. Ein Blick kann ja nicht schaden. Ohne weiter in die Schaltung einzutauchen, konzentrierte ich mich auf die Schutzrelais. Schließlich wurden diese schon 2010 bemängelt. Und diese Schutzrelais haben wichtige Funktionen. Sie schützen vor Überlast und schalten bei Störungen die angeschlossenen Lautsprecher ab. Beim Einschalten des Gerätes schützen sie vor Überlast und schalten deshalb etwas zeitverzögert erst die Lautsprecher zu.  Ein Ausfall dieser Relais kann sich vielfältig bemerkbar machen:

- Kanalausfall
- Lautstärkeverlust
- verzerrter Ton
- starke Einschaltgeräusche usw.

Alles Symptome die teilweise auch in der Reparaturhistorie auftauchten. Im Schaltplan fand ich dann das:


Relais 2 wird grundsätzlich angesteuert und schützt erst einmal nur den Kopfhörerausgang. Relais 1 wird angesteuert, wenn der Wahlschalter für die A-Lautsprecher aktiviert wird. Relais 3  ist Relais 2 nachgeschaltet und wird angesteuert, wenn der Wahlschalter für die B-Lautsprecher aktiviert wird. Es könnte also einen Zusammenhang zwischen den genannten Problemen und dem Rauschen auf dem Kopfhörerausgang geben. Ein erster Ansatzpunkt. 

Der Demontage der sogenannten "Protector Unit" gestaltete sich schwierig. Schließlich waren auf dieser die Lautsprecher-Terminals verlötet und davor saß noch das Bord für die Spannungsversorgung. 


Selbst nach Ausbau der Platine war kein Rankommen an die Relais. Die Terminals mussten alle ausgelötet werden. Eine ziemliche Fummelei.




Erst danach konnte ich mir die Relais anschauen.


Beim ersten Relais war zu sehen, das die Kontakte komplett verdreckt waren. Was ich aber bei den anderen beiden Relais fand, machte mich sprachlos:


An beiden Relais waren die Spulen-Anschlüsse mit Iso-Band umwickelt. Bei Relais 3 hatte sich der Anschluss bereits gelöst. Also dürften die B-Terminals kein Ton mehr von sich gegeben haben. Wohl nie aufgefallen, da ja meistens die A-Terminals genutzt werden. Der Zweck erschloss sich mir nicht. Vermutlich nur als Isolationsschutz oder wurden die Relais gar überbrückt? Auf alle Fälle ist hier mal gewaltig gepfuscht worden.

Weiterhin war zu sehen, das damals mit der Platine nicht zimperlich umgegangen worden war. Total verkratzt, teilweise das Kupfer sichtbar. Dazu jede Menge Lötrückstände.



Zumindest stand fest, dass alle 3 Relais getauscht werden müssen. Dann könnte man weiter sehen. Und ich hatte Glück: Ich fand einen Verkäufer, der passende Relais im Angebot hatte. Zwar nicht ganz preiswert, aber bei der Qualität dieses Verstärkers vollkommen angemessen.

Bis zum Eintreffen der neuen Relais konnte ich mich um die Platine kümmern. Komplett mit IPO  gereinigt, dazu die offenen Kupferstellen mit UV-Lack behandelt. Die Terminal-Anschlüsse wurden gesäubert, damit sie später wieder einen festen Kontakt boten.




Hier geht es weiter: Teil 2

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

ASC AS6002 - Teil 3

  Wenn man denkt, man hat alles erledigt, kommt irgendetwas dazwischen. Immer. Murphys Gesetz sei Dank. In diesem Fall war es also die Anzei...